Als 1984 der „Terminator“ in die Kinos kam, waren „Heimcomputer“ von Atari oder Commodore exotische Spielzeuge für Technikbegeisterte und der erste Apple Macintosh brachte gerade die Welt zum Staunen. Telefoniert wurde maximal schnurlos über das Festnetz im heimischen Wohnzimmer. Ein Handy oder gar Smartphone war ungefähr so realistisch wie der Warp-Antrieb im Raumschiff Enterprise.

32 Jahre später haben sich die Dinge grundlegend geändert und zwar in einer überaus rasanten Geschwindigkeit. David Camerons Zukunftsvision, in der 2029 intelligente Maschinen die Macht übernehmen, scheint bereits 2016 deutlich näher als uns lieb sein sollte. Zumindest so nahe, dass das Bostoner Future of Life Institute (FLI) einen offenen Brief als Plädoyer für „die Erforschung robuster und nutzbringender“ Künstlicher Intelligenz (KI) veröffentlicht hat, dem sich zahlreiche prominente und renommierte Wissenschaftler angeschlossen haben, darunter auch Stephen Hawking.

 

„Das wird das größte Ereignis in der Geschichte der Menschheit werden – und möglicherweise auch das letzte.“

Den Unterzeichnern geht es offenbar darum, eine systematische Erforschung der ethischen, politischen und juristischen Rahmenbedingungen und Folgen von Künstlichen Intelligenzen möglichst früh auf den Tisch zu bringen, nämlich bevor es zu spät sein könnte. „Die Computer werden irgendwann in den kommenden hundert Jahren mit ihrer künstlichen Intelligenz den Menschen übertreffen. Das wird das größte Ereignis in der Geschichte der Menschheit werden – und möglicherweise auch das letzte.“, sagt Hawking. Heute gelte es deshalb, die Entscheidungen zu treffen, die dafür sorgten, dass die Computer der Zukunft dabei helfen, Krankheiten zu überwinden, Armut und Umweltzerstörung. „Wenn wir wüssten, dass in hundert Jahren Außerirdische auf der Welt landeten, würden wir uns darauf ja auch vorbereiten“, so Hawking weiter.

 

Das Ende unserer Spezies in weniger als 100 Jahren?

Ein weiterer Unterzeichner des offenen Briefes ist Nick Bostrom. Ein Mann dem man zuhören sollte, mit einem beeindruckendem Lebenslauf: Studienfächer Philosophie, Physik, Mathe, Naturwissenschaften. Seinen Doktortitel erwarb er 2000 an der London School of Economics. 2005 wurde er Direktor des neu geschaffenen Oxford Future of Humanity Institute. Gerade hat er ein vielbeachtetes Buch geschrieben. In „Superintelligenz“ prophezeit er das mögliche Ende unserer Spezies irgendwann zwischen 2040 und 2075, wenn wir nichts tun.

Dabei hat alles so harmlos angefangen: Ende der Siebzigerjahre schlägt zum ersten Mal ein Computer einen Menschen in einem Intelligenzwettbewerb. Die Software „BKG“ siegt gegen den amtierenden Weltmeister in Backgammon. Vielleicht hatte der Computer bloß Glück, räumt sein Erfinder ein. Anderthalb Jahrzehnte später gibt es mit „TD-Gammon“ jedoch bereits ein Programm, das aus Spielen gegen sich selbst dazulernt und heute „die besten menschlichen Spieler weit hinter sich gelassen“ hat, wie Nick Bostrom schreibt.

 

Der Wendepunkt im Spiel Mensch gegen Maschine

Noch weitaus beeindruckender als Backgammon oder Schach ist allerdings die Google-Software „AlphaGo“. Das asiatische Brettspiel Go galt wegen seiner vielen möglichen Spielzüge lange als zu komplex für Computer. Bei Go platzieren zwei Spieler Steine auf einem Feld, das aus 19 mal 19 Gittern besteht. Eine Person spielt weiß, die andere schwarz. Ziel des Spiels ist es, mehr Raum auf dem Feld einzunehmen als der Gegner. Pro Zug gibt es im Schnitt 200 Möglichkeiten, nach vier Zügen ist man schon im Milliardenbereich. Am 09. März trat nun der weltbeste, südkoreanische Spieler Lee Sedol in einem 5-Partien-Turnier gegen die von der Google-Tochter Deepmind entwickelte Software an. Als das Turnier nach 6 Tagen mit einem 4:1-Sieg für AlphaGo endet, sind Fachwelt und Medien schockiert. „Der Sieg der Künstlichen Intelligenz markiert einen historischen Wendepunkt.“ schreibt Spiegel online. „Die Tatsache, dass lernende, künstliche neuronale Netze offenbar in der Lage sind, selbständig zu Problemlösungen zu kommen, auf die Menschen nicht gekommen sind, dürfte viele Lebensbereiche verändern.“

Diese Beispiele veranschaulichen das Prinzip, um das es Nick Bostrom geht: Sobald eine KI einen gewissen Entwicklungsstand erreicht, kann sie sich selbst verbessern und auf diese Weise ihre menschlichen Erfinder abhängen. Dass die Einsatzgebiete das Spielerische längst hinter sich gelassen haben, zeigen Rüstungsfirmen, die an selbst steuernden Kampfdrohnen arbeiten. Um mit den Worten Albert Einstein abzuschließen: „Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will.“

Von Redaktion

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