2012 macht der damals gerade 18-jährige Niederländer Boyan Slat Urlaub in Griechenland. Bei einem Tauchgang erblickt er erschütternder weise mehr Müll als Fische. Das lässt ihn nicht mehr los und fortan sucht er nach einem Weg, um die Weltmeere von Plastikmüll zu befreien. Nach monatelanger Recherche und der Suche nach Lösungen, stellt er seine „Müllfang-Vorrichtung“ erstmals bei einem Schülerwettbewerb vor.

„Das Teil hätte nie funktioniert.“, sagt Boyan heute über seine erste Idee als Gymnasiast. Doch der Gedanke ließ ihn nicht mehr los. Er las Dutzende Bücher über Meereskunde, machte Skizzen, sprach mit Experten und ließ nicht locker. Inzwischen ist Boyan 21, hat mehr als 2 Mio. US-Dollar über Crowdfunding eingesammelt, die Firma Ocean Cleanup gegründet und mehr als 100 Wissenschaftler davon überzeugt, sein Projekt zu unterstützen. Er arbeitet 7 Tage die Woche, 24 Stunden und hat für seine Vision sein Studium der Luft- und Raumfahrt geschmissen. Im Herbst 2016 soll nun ein erster Prototyp seiner „Sammel-Anlage“ in Tsushima vor der Küste Japans aufgestellt und zwei Jahre lang getestet werden.

Bei einer Untersuchung an Eissturmvögeln fanden Wissenschaftler bei 93 Prozent der verendeten Tiere Plastikteile im Magen. Im Durchschnitt waren es 27 Partikel pro Vogel. Quelle Foto: Wikipedia
Bei einer Untersuchung an Eissturmvögeln fanden Wissenschaftler bei 93 Prozent der verendeten Tiere Plastikteile im Magen. Im Durchschnitt waren es 27 Partikel pro Vogel. Quelle Foto: Wikipedia

Boyans Vision funktioniert eigentlich ganz einfach.

Knapp 30 Millionen Tonnen Kunststoff landen Jahr für Jahr in den Meeren. Flaschen, Tüten, Kanister, Bruchstücke, Fetzen, Partikel. Welchen immensen Schaden Umwelt, Mensch und Tier dabei nehmen, darüber werden Bücher geschrieben. Fest steht: Mit der Umwelt leidet die Weltwirtschaft. Der Schaden liege bei 13 Milliarden Dollar im Jahr, sagen die Vereinten Nationen. Rund 967 Millionen Euro kosten allein in der Asien-Pazifik-Region die bisherigen Bemühungen, der Müllberge Herr zu werden – jedes Jahr.

Um die enormen Mengen aus dem Meer zu fischen, müssten tausende Schiffe zum Einsammeln und Abtransportieren unterwegs sein. Das ist weder effektiv noch finanzierbar. „Alle bisherigen Bemühungen zielten nur darauf ab, die Menge des Plastikmülls, die in die Weltmeere gelangt, zu reduzieren.“, so Boyan. Also konstruierte er eine Anlage mit kilometerlangen aufblasbaren Fangarmen, die wie ein riesiges V auf dem Wasser liegen. An der Spitze des V saugt eine Art Staubsauger den Müll in einen Container. Unter den Fangarmen hängt ein etwa 2 Meter langer Vorhang herunter, der den an der Wasseroberfläche treibenden Müll heraus filtert. Fische schwimmen einfach unter dem Vorhang durch.

Plastikmüll der regelmäßig an den Küsten angespült wird. Quelle: Wikipedia
Plastikmüll der regelmäßig an den Küsten angespült wird. Quelle Foto: Wikipedia

Durch Strömungen sammelt sich der Müll in gigantischen Wirbeln

Durch natürliche Wasserströmungen sammelt sich der Plastikmüll in gigantischen Wirbeln, die oft Tausende Kilometer Durchmesser aufweisen. „Ocean Gyres“ werden die Phänomene in der englischsprachigen Welt genannt. Charles Moore, ein US-Meeresforscher, war der erste, der die gigantischen Müllwirbel zu Gesicht bekam, als er 1997 auf dem Rückweg von Hawaii nach Kalifornien mit seinem Schiff sich inmitten eines Meeres aus alten Plastikteilen wiederfand. Forscher wissen inzwischen, dass es insgesamt fünf dieser Wirbel gibt. Der größte dreht sich im Uhrzeigersinn zwischen Asien und Nordamerika. Auf diesen „Nordpazifischen Wirbel“ hat es Boyan abgesehen, wenn im Herbst der Prototyp an den Start geht.

Die Vereinten Nationen haben Slat vor einem Jahr als Global Champion ausgezeichnet. Diesen Titel tragen auch Prominente wie Al Gore oder Michail Gorbatschow. „Ich werde deswegen sicherlich nicht abheben“, sagt Boyan und lacht. „Aber ich freue mich! Es ist gut, wenn die UN dich mögen, deine Glaubwürdigkeit steigt.“ Das könnte in Zukunft wichtig sein, vor allen Dingen wenn er Geld für die erste richtige Anlage brauchen wird, die deutlich größer ausfallen sollte, als der Prototyp. „Eine Anlage mit jeweils 50 Kilometer langen Fangarmen dürfte um die 350 Millionen Dollar kosten“, rechnet Slat. „Aber immer noch ein Schnäppchen verglichen mit den jetzigen Schäden.“ Ocean Cleanup sei die einzige Lösung, die finanzierbar sei. Seine Idee sieht vor, dass sich die Anlage nach der Initialinvestition selbst trägt. „Wir können das gesammelte Altplastik recyceln und damit etwa 50 Cent pro Kilo wieder einnehmen“, sagt der Unternehmer. Rechnet man sich das einmal aus, könnte das Recycling 56,8 Milliarden bringen.

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Die Sammelstation in der Mitte der Anlage

Mehr Infos unter:

http://www.theoceancleanup.com

http://www.spiegel.de/spiegel/unispiegel/d-129534548.html

http://www.zeit.de/2015/44/boyan-slat-plastik-ozean-wasserverschmutzung

http://www.welt.de/wirtschaft/article131834451/Idee-eines-20-Jaehrigen-koennte-die-Ozeane-entmuellen.html

Von Redaktion

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